An einem Wochenende Anfang Oktober brachen wir Historiker und historisch interessierte Kollegen auf zu unserer nun schon traditionellen Exkursion, die diesmal in das Berchtesgadener Land führte. Dort, am Obersalzberg, befand sich seit 1923 Hitlers Feriendomizil, das nach 1933 zum zweiten Regierungssitz neben Berlin ausgebaut wurde.
Natürlich besuchten wir das Dokumentationszentrum, das den schönen äußeren Schein, den das Regime zu erwecken versuchte, der brutalen, menschenverachtenden Realität der NS-Diktatur gegenüberstellt. Eine Führung brachte uns allgemeine Aspekte der NS-Herrschaft sowie die Historie des Obersalzbergs nahe, der nach 1933 zum Führersperrgebiet erklärt wurde. Um den Berghof, Hitlers Wohnsitz, gruppierten sich die Häuser führender NSDAP-Politiker sowie Gästehaus, SS-Kaserne, Gutshof mit Gewächshaus und unterirdische Bunker. Während die Propaganda vom Obersalzberg das Bild eines Wallfahrtsortes für von ihrem Führer begeisterte Nationalsozialisten vermittelte, sah die Realität ganz anders aus: Weigerten sich die Vorbesitzer, ihre für das Führersperrgebiet benötigten Grundstücke zu verkaufen, wurden sie unter Druck gesetzt. Als sich der Fotograf Hans Brandner gegen einen Verkauf sträubte, wurde er noch in derselben Nacht für zwei Jahre in das Konzentrationslager Dachau verbracht.
Am nächsten Tag fuhren wir hoch zum 1937/38 errichteten Kehlsteinhaus. Ursprünglich als nationalsozialistisches Repräsentationsgebäude erbaut, ist es heute ein Berggasthof mit Panoramablick auf das Salzburger Land, den Königssee, Watzmann und das Steinerne Meer. Das Kehlsteinhaus ist nicht nur wegen seiner exponierten Lage auf 1820m Höhe bemerkenswert, es ist auch das einzige Gebäude des ehemaligen Führersperrgebiets, das in seiner ursprünglichen Form erhalten ist. Während die englischen Bomber bei einem Angriff im April 1945 das Führersperrgebiet größtenteils dem Erdboden gleichmachten, verfehlten sie das Kehlsteinhaus.
In der Summe eine bei bestem Wetter durchgeführte, kommunikative, informative, interessante, entspannte und entspannende Fachexkursion.
StD Herz