Wer wagt. gewinnt! Diese Redewendung kann getrost auf das Experiment, auf das sich die Wirtschaftsschule und das Gymnasium in Bad Windsheim gemeinsam einließen, angewendet werden. Sie starteten einen gemeinsamen Schüleraustausch mit der Hotelfachfachschule in Montagnana, einer Stadt in Norditalien, etwa 20 km von Este, der Partnerstadt Bad Windsheims, entfernt.
Die Idee wurde in Italien geboren. Schülerinnen und Schüler dieser Schule zeigten im letzten Jahr auf dem Weinfest in Bad Windsheim ihr Können und waren von der Stadt und deren Bewohnern so angetan, dass sie diese näher kennen lernen wollten. Sie fragten bei der Wirtschaftsschule an, ob Interesse an einem Schüleraustausch bestünde. Die Wahl fiel auf diese Schule, da es sich dabei ebenfalls um eine berufliche Schule handelt und damit Gemeinsamkeiten – zumindest im Ansatz – vorhanden sind.
Liebe Italiener, ich möchte mich für die schöne Woche in Montagnana bedanken. Die Stadtausflüge, ganz besonders Venedig, haben mich fasziniert. Auch das Essen und insgesamt die Bewirtung an eurer Schule waren toll! Es war eine super schöne Zeit! Danke! Tabea, 9a, Gymnasium |
Im April war es dann soweit: An einem sonnigen Sonntagmorgen bestiegen früh um 8.00 Uhr 13 (bzw.12, denn eine Teilnehmerin war erkrankt und reiste nach) Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrkräfte des Gymnasiums und der Wirtschaftsschule den Zug und fuhren nach Italien.
Kurz vor Padua – von dort wurden wir von den Gasteltern abgeholt – standen die Handys nicht mehr still und die Schülerinnen und Schüler unterhielten sich eifrig und aufgeregt über WhatsApp. Auch die Italiener waren schon ganz neugierig darauf, ihre Gäste persönlich kennen zu lernen. Am Bahnsteig in Padua erwartete uns nach knapp 10 Stunden Zugfahrt die erste Überraschung: Wir würden mit einem eigens für uns angefertigten Willkommensplakat begrüßt!
Danach wurde es ernst, die Familien fuhren mit ihren Gästen ab. Dabei war manch einem der Jugendlichen nun doch etwas mulmig zumute, wie den angespannten Minen unserer „Kinder“ zu entnehmen war. Für viele war es der erste Aufenthalt ohne Familie, noch dazu in einem fremden Land, bei wildfremden Leuten und dann noch ohne Italienischkenntnisse …
Die offene und freundliche Art der Gastfamilie und der Austauschschüler haben dafür gesorgt, dass man sich schnell wohl gefühlt hat. Besonders interessant waren für mich auch die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem italienischen Alltag. Mit Vorfreude auf das Wiedersehen und eine weitere tolle und ereignisreiche Woche blicken wir dem Gegenbesuch entgegen. Stefanie, 9a, Gymnasium |
Doch am nächsten Morgen waren all diese Gedanken wie weggeblasen. Alle fühlten sich in ihren Familien wohl und waren mit ihrer Unterkunft zufrieden. Wie wohlgesonnen die Italiener uns waren, zeigte sich an den Empfängen in der Schule und im Rathaus durch die Bürgermeisterin höchstpersönlich und den wertvollen Gastgeschenken für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Auch das Programm, das man für uns zusammengestellt hatte, zeigte, wie viele Gedanken sich unsere Gastgeber gemacht hatten, um uns ein breites Spektrum ihres Schul- und Kulturlebens miterleben zu lassen. Darin waren nicht nur Schulbesuche enthalten, um die Schule selbst und das italienische Schulsystem näher kennen zu lernen – einmal durften unsere Schülerinnen und Schüler auch selbst in der Küche und in der Konditorei Hand anlegen und das für uns vorgesehene Buffet mit vorbereiten. Wir besuchten auch Venedig, Padua und Mantua. Alle Ausflüge waren von den Schülerinnen und Schülern der Tourismusfachschule vorbereitet worden und wurden auch von ihnen durchgeführt. Natürlich führten sie uns auch durch Montagnana selbst.
Der letzte Abend endete mit einem gemeinsamen Essen von Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften mit einem typisch italienischen Menü in einer Pizzeria in Montagnana.
Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen: Von der Familie am Morgen, von den Lehrkräften nach zwei Stunden Unterricht und von den Austauschpartnern am Bahnhof in Montagnana. Als der Zug einfuhr, rollte schon die ein oder andere Träne. Schwer bepackt mit Geschenken, vielen guten Erinnerungen und der Vorfreude auf das Wiedersehen im Herbst stiegen wir in den Zug und verließen diesen gastfreundlichen Ort, der uns so herzlich und offen aufgenommen hat.
Unser Bestreben ist, unseren italienischen Gästen ein ebenso tolles und abwechslungsreiches Programm bieten zu können. Wir sind sicher, dass uns dies gelingen wird!
Bedanken möchten wir uns bei der Sparkasse Bad Windsheim, die es durch ihre großzügige Spende ermöglicht hat, die Fahrtkosten gering zu halten und somit das Angebot des Schüleraustausches für alle unsere Schüler attraktiv zu machen.
Fazit: Das Wagnis hat sich gelohnt – für alle! Wir haben mehr, als wir uns erhofft hatten, gewonnen!
Ursula Wild OStRin i.BV